Moreau
„Zukunft Ennstal” nennt sich jene Arbeits- und Lerngemeinschaft, zu der sich 2006 Bürgerinitiativen, Gemeinden, Gewerbetreibende und Bauern zusammengeschlossen haben, um an einer „Intermodalen Verkehrsplanung” zu arbeiten. Fachlich begleitet wurde das ambitionierte Unternehmen von Dr. Hermann Knoflacher vom Institut für Verkehrsplanung an der Technischen Universität Wien. Zum ersten Mal in der langen Ennstaler Verkehrsdiskussion hatte dabei auch die Bevölkerung die Möglichkeit mitzuarbeiten und eigene Wünsche zu artikulieren.
Die Arbeit, sowie die Internetseite www.zukunft-ennstal.at, wurde und wird überwiegend durch Spenden finanziert. Das Land Steiermark hat den Prozess nicht unterstützt und wollte sich auch finanziell nicht beteiligen. Auch andere, ebenfalls – angeblich – den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtete Akteure, darunter einige Abgeordnete, haben die „Intermodale Verkehrsplanung” nicht oder nur halbherzig unterstützt. Einige haben den Prozess offen sabotiert, andere heimlich, und wenn Sie bisher gedacht haben, Politik sei ein eher hinterhältiges „Geschäft” – sie ist es. Nicht Wahrhaftigkeit und Erkenntnis zählen, sondern nur die Macht, die eigene Überzeugung durchzusetzen, und sei diese noch so antiquiert. Jedem erscheint eben sein eigener, begrenzter Horizont als ganze Welt.
Der bisherige Erfolg von „Zukunft Ennstal” ist dank einflussreichem feindlichen Umfeld umso höher zu bewerten – und zeigte sich zuletzt daran, dass die versammelten Autobahn-Freunde eine Initiative gegründet haben, deren Name dem Original oberschlau Referenz erweist: „Zukunft sicheres Ennstal”. Wer genau hinter dieser Initiative steckt, wird laut Zeitungsbericht geheim gehalten, wofür dem Verein in der Presse bereits eine „Kasperl-Mütze” verliehen wurde. Aber Sie können beruhigt sein: Es sind die üblichen Verdächtigen. Die Sonne scheint, weil sie keine Wahl hat, auf nichts Neues.
Die Chefideologen des neuen Vereins, allen voran „Ennstaler”-Chefredakteur und Hobby-Geheimagent Joachim „007” Lindner, arbeiten seit einiger Zeit daran, die Ennstal-Bundesstraße publizistisch zum „Schlachtfeld” und zur „Todesstrecke” zu stilisieren, um die Meinung der Bevölkerung in Richtung Zustimmung für eine Autobahn zu manipulieren. Dabei werden – Trick 17 – alle Unfälle ausnahmslos auf die Straßenverhältnisse zurückgeführt. Wer zu schnell oder betrunken Auto fährt, wer beim Fahren einschläft und dabei einen Unfall verursacht – immer ist die Straße schuld, wird behauptet, ja, und deshalb, deshalb brauche man eben einen „zumindest (!!!!) vierspurigen Ausbau von Liezen bis Mandling”, wie der „Ennstaler”-Herausgeber Franz Wallig im Magazin „Business Talk Ennstal” fordert.
Trotz behauptetem Einsatz für die „Sicherheit” ist der neue Verein aber strikt gegen die Einführung einer 7,5 Tonnen-Beschränkung für Lkw. Würde die Lkw-Tonnen-Beschränkung die Bevölkerung sofort entlasten? Ja. Ist die heimische Wirtschaft auf den Transit von Holland nach Istanbul angewiesen? Nein. Warum wollen unsere Provinz-James-Bonds dann diese Stinker im Tal, die der gern beschworenen einheimischen Wirtschaft gar nichts bringen? Ein Schelm, wer denkt: Damit es sich weiter staut – frei nach dem Motto: vom Staufrust zur Baulust.
Zuerst erschienen in: AKTIVplus, März 2009
Kasperl-Mütze
Straßenbefürworter machen Druck
Ennstaler Totentanz