17. April 2008, Der Standard
Die drohenden Folgen des Klimawandels sind nach Nicholas Stern schlimmer als er selbst bisher angenommen hat.
London. Die drohenden Folgen des Klimawandels sind nach Angaben des ehemaligen Chefökonomen der Weltbank, Nicholas Stern, schlimmer als er selbst bisher angenommen hat. Der Autor des viel beachteten Stern-Berichts sagte der „Financial Times” vom Donnerstag: „Wir haben die Risiken unterschätzt, wir haben die Schäden, die mit der Erderwärmung zusammenhängen, unterschätzt und wir haben die Wahrscheinlichkeit der Erderwärmung unterschätzt.”
Im Rückblick hätte er angesichts neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse – unter anderem aus dem jüngsten Weltklimareport – ein wesentlich düstereres Bild in seinem Bericht zeichnen müssen, betonte Stern. So steige die Treibhausgas-Konzentration deutlich stärker als damals angenommen, unter anderem durch Methangasemissionen aus tauenden Dauerfrostböden in arktischen Regionen.
Der britische Ökonom und Berater der Regierung in London hatte im Oktober 2006 die Studie veröffentlicht, die die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels beleuchtete. Der Bericht besagte, dass es billiger sei, den Wandel jetzt zu bremsen, statt in Jahrzehnten seine Folgen zu bezahlen. Durch den Klimawandel drohe der internationalen Wirtschaft ein Rückgang um rund 20 Prozent, hieß es. Schmelzende Polkappen würden die Flutgefahr dramatisch erhöhen, steigende Meeresspiegel weite Landflächen vernichten und 200 Millionen Menschen in die Flucht treiben. Vor allem in Afrika würden sich landwirtschaftliche Nutzflächen in unfruchtbare Trockenzonen verwandeln. 40 Prozent der Tier- und Pflanzenarten könnten sterben.
„Leute, die meinen, das sei Panikmache, liegen komplett falsch. Wenn ich irgendetwas war, dann zu zurückhaltend”, sagte Stern bei einer Veranstaltung in London. Er forderte ein globales Abkommen zur Reduzierung der Treibhausgase, das im kommenden Jahr bei der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen abgeschlossen werde müsste. Die britische Regierung müsse zudem ihre Emissionen bis 2050 um 80 Prozent senken, statt wie bisher geplant um 60 Prozent.
Quelle: APA/dpa, Der Standard