Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

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Moreau

Die Kunst des Weglassens

Wir Österreicher haben das Pech, dass wir unsere Demokratie nicht erkämpfen mussten, sondern quasi geschenkt bekommen haben. Darum fehlt dem „gelernten” Österreicher in der Regel jene Sensibilität, die nun einmal nötig ist, um demokratiefeindliche Tendenzen schon im Ansatz erkennen zu können. Aus diesem Grund hört sich das Wort „Medienkritik” in Österreich fast wie ein Fremdwort an. Aus demselben Grund reißt einen „gelernten” Österreicher ein Satz wie „Ohne Öffentlichkeit stirbt die Demokratie” nie und nimmer aus dem Fernsehsessel. Während der „gelernte” Österreicher also nichts, aber auch gar nichts davon merkt, schreitet die schrittweise Abschaffung kritischer Öffentlichkeit, schreitet die Berlusconisierung der Verhältnisse auch hierzulande munter voran.

Als vierte Gewalt im Staat haben Medien die demokratiepolitisch wichtige Funktion, Öffentlichkeit herzustellen. Medien, so lautet das Ideal, präsentieren dem Publikum die verschiedenen Meinungen der unterschiedlichen politischen Akteure, damit das Publikum sich selbst ein Bild machen kann. Doch oft genug gelingt das nicht, werden Nachrichten je nach politischer Schlagseite eines Mediums manipuliert oder kommerzieller Interessen wegen falsch dargestellt oder ganz unterdrückt. Hier setzt die Medienkritik an. Dabei kann es um große Dinge von globaler Bedeutung genauso gehen wie um kleine, banale, welthistorisch unbedeutende Begebenheiten wie die zwei folgenden:

Wer am 11. April 2009 in der Kleinen Zeitung den Artikel über den Gletscherbericht 2007/08 las, wurde überrascht: Während in diesem Jahr andere Gletscher bis zu 49 Meter abgeschmolzen sind, verzeichnete die Grafik den Dachstein – genauer den Großen Gosaugletscher am Dachstein – mit einem Zuwachs von + 1,2 Meter. Das ist zwar korrekt, aber nur ein Viertel der ganzen, weniger erfreulichen Wahrheit. Was weder Artikel noch Grafik zeigten: Der Schladminger Gletscher schmolz 2007/08 um – 1,8 Meter, der Hallstätter Gletscher um – 4,9 Meter und der Schneelochgletscher gar um – 8,5 Meter. Dies ist ein schöner Beleg dafür, dass Medien nicht lügen müssen, damit ein falscher Eindruck entsteht. Es genügt, wesentliche Teile einer Geschichte – absichtlich oder aus Schlamperei – einfach weg zu lassen.

Die Kunst des Weglassens beherrscht auch „Der Ennstaler”. Das weiß ich zufällig ziemlich genau, weil ich dessen Chefredakteur, der nebenbei auch Chefideologe der von der Wirtschaftskammer betriebenen Pro-Autobahn-Initiative „Zukunft sicheres Ennstal” ist, am 18. März 2009 ein Mail geschrieben habe, in dem u. a. folgendes stand:

„Ich bin schon sehr neugierig, wie der ‚Ennstaler’ über die neue Salzkammergut-Initiative gegen den Schwerverkehr ‚berichten’ wird. Immerhin musst du als Chefredakteur den Spagat schaffen, deiner Ideologie gemäß gegen eine solche Lkw-Beschränkung zu schreiben, gleichzeitig darfst du aber nicht wie gewohnt dagegen hetzen, um deine Leser im Salzkammergut nicht gegen den ‚Ennstaler’ aufzubringen.”

Und wie hat „Der Ennstaler” darüber berichtet? Fünf Ausgaben sind bisher erschienen – ohne ein einziges Wort über die Initiative der Wirtschaft im Salzkammergut für eine massive Beschränkung des Schwerverkehrs, über die alle anderen Medien ausführlich berichtet haben. Es lohnt sich also, auch andere Zeitungen zu lesen.