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Teufelskreis

IPCC zu konservativ. Wissenschaftler warnt vor katastrophalen Wechselwirkungen

Chris Field, seit Herbst 2008 Vorsitzender der Arbeitsgruppe 2 des UN-Klimarates IPCC, hat am Samstag in Chicago auf der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science eindringlich vor den Wechselwirkungen im Klimasystem gewarnt. Der letzte IPCC-Bericht sei eher konservativ gewesen. Inzwischen sei klar, dass in einer Business-As-Usual-Welt die Klimaveränderungen noch viel dramatischer ausfallen würden.

Tropische Regenwälder könnten zum Beispiel austrocknen und dann sehr leicht in Brand geraten. Dadurch würden jedoch große Mengen zusätzlichen Kohlendioxids (CO2) in die Luft gelangen, was den Treibhauseffekt weiter verstärken würde. Ähnliches Unbill droht hoch im Norden. Dort konservieren die dauerhaft gefrorenen Böden, der so genannte Permafrost, große Mengen Tierkadaver und abgestorbene Pflanzen.

Field: „Nach neuesten Schätzungen gehen wir davon aus, dass im Permafrost Kohlenstoff in der Größenordnung von 1000 Milliarden Tonnen lagert. Zum Vergleich: Die Gesamtmenge an CO2, die seit dem Beginn der Industrialisierung durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt wurde, ist etwa 350 Milliarden Tonnen. Es geht also um wirklich große Mengen Kohlenstoff, die im gefrorenen Boden gespeichert sind.” Außerdem bestehe kein Zweifel daran, dass die Erwärmung nirgends sonst so rasch voranschreitet wie in der Arktis. Dort könnte also sehr schnell ein Teufelskreis in Gang kommen: Jedes bisschen Erwärmung setzt in der Tundra Treibhausgase frei, die wiederum zur weiteren Erwärmung führen.

Der Wissenschaftler weist darauf hin, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre erheblich schneller als erwartet stieg. Derzeit liegt sie im globalen Mittel bei etwas mehr als 384 Millionstel Volumenanteil. Außerdem sei in Ländern wie China und Indien die Nutzung der Kohle in den zurückliegenden Boom-Jahren stark ausgeweitet worden. Dieser Effekt hätte allerdings ausgeglichen werden können, wenn alle Industriestaaten sich an die 1997 im japanischen Kioto vereinbarten Vorgaben gehalten hätten.

Aber vielleicht wird sich daran ja demnächst etwas ändern. In den USA gibt es inzwischen erheblichen Widerstand gegen neue Kohlekraftwerke. Der bestehende Park von etwa 6000 Kraftwerken ist bereits für ein rundes Drittel der US-amerikanischen CO2-Emissionen verantwortlich. Die New York Times fragte nun „Is America Ready to Quit Coal?” und berichtete, dass in den letzten zweieinhalb Jahren Pläne für 83 neue Kraftwerke entweder freiwillig zurückgezogen oder von Gerichten und Behörden verhindert wurden.

Quelle: Telepolis, Wolfgang Pomrehn, Februar 2009