Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

Verein NETT • Nein Ennstal Transit Trasse
Anerkannte Umweltorganisation gem. § 19 Abs. 7 UVP-G 2000

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Lifestyle, Juli 2009

Die Unbestechlichen

Interview mit NETT-Obmann Dr. Rolf Seiser

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Sie ist eine der erfolgreichsten Bürgerinitiativen Österreichs. Seit 1991 schützt die Bürgerinitiative NETT das Ennstal vor der Zerstörung durch die Transit-Lobby. Im Gespräch erzählt Obmann Dr. Rolf Seiser, was ihn bisher am meisten betroffen gemacht hat, warum der Regierungsbeschluss für die Vierspurige auf wackeligen Beinen steht, dass der Internationale Skiverband FIS, der die Ski-WM 2013 in Schladming veranstaltet, auch gegen eine Autobahn ist, welche Lösungen es gibt und warum NETT ein wichtiger Verbündeter für den Tourismus ist.

Dr. Rolf Seiser

Medizinalrat Dr. Rolf Seiser, praktischer Arzt in Wörschach, Träger des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark und Obmann der Bürgerinitiative NETT (Nein Ennstal Transit Trasse) mit derzeit fast 4.000 eingetragenen Mitgliedern.

Wie lange sind Sie jetzt schon mit der Ennstaler Verkehrsdiskussion befasst?

Dr. Rolf Seiser: Über 18 Jahre. Seit 18 Jahren gibt es den Verein NETT. Von den 18 Jahren war ich 9 Jahre Obmann und werde es wohl noch eine Zeit lang bleiben müssen.

Was hat Sie in dieser langen Zeit am meisten betroffen gemacht?

Dr. Rolf Seiser: Zum Ersten die Attentatsdrohungen gegen meine Person während der Baustellenbesetzungen 1992 und der massive wirtschaftliche Boykott der damaligen ÖVP-Gemeindeführung von Wörschach gegen meine Person. Heute ist das zum Glück ganz anders geworden und wir arbeiten mit der Gemeindeführung gut zusammen. Zum Zweiten erschüttern mich die aktuellen Anwürfe von Frau Landesrat Mag. Edlinger-Ploder. Es ist in all den Jahren bisher noch nicht passiert, dass jemand aus der ersten Reihe der Landespolitik so aus der Rolle fällt.

Was, meinen Sie, ist der Grund dafür?

Dr. Rolf Seiser: Die Landesrätin verträgt offensichtlich keinen Widerspruch. Wenn Aktivbürger, die eine andere, eine eigene Meinung haben, von Frau Edlinger-Ploder als „Gegner” oder gar als „notorische Querulanten” abqualifiziert werden, so zeugt das doch von einem zumindest etwas eigenartigen Demokratieverständnis. Ein weiterer Grund für diesen Rundumschlag ist sicher, dass die Bürgerinitiativen aufgedeckt und bekannt gemacht haben, dass die Landesrätin eine PR-Agentur mit einem so genannten „Umfeldmanagement für die Ennstaltrasse” beauftragt hat. Jetzt wissen alle, dass da was im Busch ist, und das sorgt natürlich für Nervosität. Auch, weil diese heimlichen Geschichten demokratiepolitisch bedenklich sind.

Was macht Ihnen derzeit am meisten Sorgen?

Dr. Rolf Seiser: Die Verbissenheit, mit der Frau Landesrat an einem unnötigen und schlechten Plan festhält. Sie redet zwar gern von „Dialog”, in Wirklichkeit aber ist sie nur an der Durchsetzung ihrer vierspurigen Variante interessiert.

Aber es gibt doch diesen Regierungsbeschluss, der …

Dr. Rolf Seiser: Richtig. In diesem Regierungsbeschluss hat die Landesregierung die vierspurige Mittelvariante aber nur zur Kenntnis genommen. Konkret wurde die Landesrätin angehalten, mit den betroffenen Gemeinden ein Einvernehmen herzustellen, was der Landesrätin aber nicht gelungen ist. Liezen und Wörschach haben die Mittelvariante im Gemeinderat einstimmig abgelehnt. Mit ihrem Versuch, über die Bevölkerung und die Gemeinden einfach drüber zu fahren, wird sie wohl scheitern. Das Traurige daran ist, dass so wieder extrem viel Zeit und Geld für nichts verplempert wird.

Die Politik macht aber doch wegen der Ski-WM 2013 in Schladming Druck.

Dr. Rolf Seiser: Was die Mittelvariante betrifft, ist selbst der angepeilte Baubeginn 2016 – drei Jahre nach der WM – völlig illusorisch. Außerdem: Die FIS, der internationale Skiverband, der die WM ja veranstaltet, bekennt sich ausdrücklich zu den Klimaschutzzielen der UNO. Die FIS schreibt in ihren Umweltauflagen für Skiweltmeisterschaften im Bereich Verkehr vor, ich zitiere, „den Individualverkehr zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs zu beschränken, bisherige Verkehrsflüsse zu verbessern sowie durch die Veranstaltung langfristige Entlastungen der Umwelt zu initiieren.”

„Langfristige Entlastungen der Umwelt zu initiieren” – das schreibt die FIS vor!?

Dr. Rolf Seiser: Ja, das kann sich jeder selber anschauen, es steht – sogar fett gedruckt – in den „Umwelt-Leitlinien für Kandidaten von FIS Weltmeisterschaften”. Sie finden das im Internet, auf der Homepage der FIS.

Die Wirtschaft macht auch gehörig Druck. Was können Sie dem entgegen setzen?

Dr. Rolf Seiser: Man muss sich da im Detail genau anschauen, wer gemeint ist. Was für die Autobahn-Bauindustrie oder für Großkonzerne gut ist, schadet den kleinen Gewerbetreibenden vor Ort. Und Druck macht allein die Wirtschaftskammer, zusammen mit der Frächterlobby und einer Wochenzeitung. Wobei merkwürdig ist, dass die sich als Bürgerinitiative ausgeben.

Wie beurteilen Sie deren Auftreten?

Dr. Rolf Seiser: Hier wird schamlos mit der Angst der Leute gespielt. Sie wollen uns einreden, wenn keine neue Straße gebaut würde, ginge alles den Bach runter. Gerade das Gegenteil ist der Fall.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Dr. Rolf Seiser: „Zukunft sicheres Ennstal”, die Scheinbürgerinitiative der Wirtschaftskammer, behauptet z.B., eine schnelle Straße würde die Kaufkraft im Tal halten. Es ist hinreichend erwiesen, dass das Unsinn ist und dass gerade schnellere Verkehrsverbindungen die Kaufkraft in die Ballungszentren absaugen.

Und wie ist es mit dem Tourismus?

Dr. Rolf Seiser: Da sind wir Ennstaler seit Jahren unangefochten Spitze. Ramsau, der Ort, der mit dem Auto am schwierigsten zu erreichen ist, ist im steirischen Nächtigungsranking absolute Nr. 1, weit vor Graz. Auf Platz 3 und 4 folgen Rohrmoos-Untertal und Schladming, und auch Haus und Bad Mitterndorf sind unter den ersten 10.

Fünf unter den ersten zehn!

Dr. Rolf Seiser: Ja. Die Leute kommen zu uns, weil es schön ist. Darum müssen wir diese Schönheit bewahren. So gesehen sind wir von NETT, gemeinsam mit den anderen Verkehrsbürgerinitiativen, wichtige Verbündete des Tourismus. Wir schauen, dass das, was die Gäste hierher lockt, nicht kaputt gemacht wird.

Was würde denn passieren, wenn die Vierspurige gebaut werden würde?

Dr. Rolf Seiser: Wenn man die Durchflusskapazität einer Straße erhöht, zieht das mehr Verkehr an. Sogar LR Edlinger-Ploders eigene Beamte haben zugegeben, dass mit der geplanten vierspurigen Straße der Verkehr zunehmen würde. Dabei darf man nie vergessen: Mehr Verkehr bedeutet mehr Lärm, mehr Abgase – kurz: eine massive Verschlechterung der Lebensqualität.

Was schlagen Sie stattdessen vor?

Dr. Rolf Seiser: Ich denke, die Bevölkerung will jetzt entlastet werden, nicht erst im nächsten Leben. Die Leute – und zwar quer durch alle Parteien – sind im Denken oft viel weiter als die Politik. Die Leute sind z.B. sehr dafür, das Klima und die Umwelt zu schützen, und zwar wirklich zu schützen, nicht bloß schön daher zu reden. Das hat auch unsere Zieleerhebung im Rahmen der Intermodalen Verkehrsplanung ergeben. Als Sofortmaßnahmen fordern wir daher partielle Verbesserungen am Bestand verbunden mit einer 7,5-Tonnenbeschränkung plus Verkehrslenkungsmaßnahmen. Im Gegensatz zu den Straßenplänen des Landes haben unsere Vorschläge einen Riesenvorteil: Sie sind kostengünstig und sie sind sofort umsetzbar.

Und langfristig?

Dr. Rolf Seiser: Langfristig brauchen wir eine Gesamtplanung, die Entwicklungen wie den Klimawandel und vor allem den Rückgang der Erdölförderung berücksichtigt. In Zukunft werden regionale Kreisläufe wieder viel wichtiger. Die müssen wir jetzt schon andenken und in Gang setzen.

Wie, glauben Sie, wird die Sache ausgehen?

Dr. Rolf Seiser: Ich bin der festen Überzeugung, dass langfristig die Vernunft siegen wird und wir die Zerstörung des mittleren Ennstales verhindern werden können. Diese monströse Trasse wird kaum durchzusetzen sein und die ASFINAG kann eigentlich an einem „Blinddarm” bis Trautenfels auch nicht wirklich interessiert sein. Im Interesse aller Ennstaler müssen wir Natur und Umwelt bewahren für unsere körperliche und psychische Gesundheit und vor allem für unsere Kinder und Enkelkinder!

Danke für das Gespräch!

 

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Nein Ennstal Transit-Trasse
Anerkannte Umwelt-Organisation gem. § 19 Abs. 7 Umweltverträglichkeits-Prüfungsgesetz 2000 (UVP-G 2000) Gründungsjahr: 1991 Eingetragene Mitglieder: 3.767 Vereinssitz: Wörschach