Pilotprojekt
In Bozen in Südtirol macht man die Straßen vor Volksschulen mit Straßensperren sicherer – und der Erfolg gibt dem Projekt recht. Das Modell könnte jetzt auch in Graz umgesetzt werden.
Verparkte Straßen vor Volksschulen und Kinder, die sich zwischen den Autos durchschlängeln – ein in Graz alltägliches Bild. Zudem bringen zwei von drei Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Volksschule, auch im Irrglauben, so für ihre Sicherheit zu sorgen. Aber gerade für Kinder, die zu Fuß kommen, werden dadurch die Straßen vor den Schulen zu Gefahrenzonen.
Vor den Bozener Volksschulen sind dagegen die Straßen für Autos gesperrt – nicht generell, aber für einen bestimmten Zeitraum, sagt Nives Fedel, Leutnant bei der Bozener Polizei: „Eine Viertel Stunde vor der Schule und eine Viertel Stunde am Ende des Schultages wird die Straße total gesperrt.”
Seither kommen drei Viertel der Kinder zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln; jene, die noch immer mit dem Auto gebracht werden, müssen vor der gesperrten Straße aussteigen.
Verkehrspolizisten bereiten die Schüler auf den Fußweg vor, sagt Nives Fedel: „Jedes Kind übt mit uns, wie sie sich bewegen müssen.” Zur Absicherung gibt es zudem vor jeder Schule Schülerlotsen.
In den letzten fünf Jahren halbierte sich in Bozen die Zahl der Schulwegunfälle; im Vorjahr wurden neun Kinder verletzt, davon saßen allerdings sieben in einem Auto, das einen Unfall hatte.
Die Forschungsgesellschaft Mobilität will die „autofreien Schulstraßen” nun auch in Graz umsetzen, sagt Karl Reiter, einer der Initiatoren – zwei Volksschulen in Eggenberg und Andritz sind interessiert. Bislang scheitere man aber am Widerstand der Eltern, sagt Reiter, „weil man nur an sein Kind denkt und man das Gefühl hat, dass sein Kind im Auto scheinbar sicher ist; aber im Gesamtsystem, wenn das jeder macht, werden viele gefährdet – und diese Einsicht müssen wir erzeugen”.
Neben der Verkehrssicherheit verweist Karl Reiter auf einen weiteren Aspekt, der durch Studien belegt ist, „dass Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen, generell in der Gesundheit besser dastehen als Kinder, die mit dem Auto gebracht werden, vor allem was psychische Sachen wie Agressivität, Angst, etc. betrifft”.
Reiter hofft, dass zumindest ein Pilotprojekt in Graz möglich wird; dann könne man sich zu schwierigeren Straßen vorarbeiten.
Quelle: ORF, 1. Oktober 2010