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Moreau

Anatomie eines
hinterfotzigen Werbe-Slogans

„Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut” heißt: Geht’s der Wirtschaft schlecht, geht’s uns allen schlecht. Das leuchtet ein. Aber – ist der Spruch wirklich so logisch? Oder soll seine scheinbare Logik uns nur vom Nachdenken abhalten und unsere Zustimmung sichern für alles, was „die Wirtschaft” fordert? Ich möchte diesen Werbeslogan der Wirtschaftskammer – „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut” – genauer anschauen und seine Unsinnigkeit anhand von drei Beispielen – Löhne, Umwelt und Steuern – aufzeigen.

Geht's der Wirtschaft gut, geht's der Wirtschaft gut

Das maßgebliche „Bedürfnis” der Wirtschaft in ihrer gegenwärtigen, zinsgierigen, kapitalistischen Ausprägung ist der Profit. Die (neoliberalistische) Wirtschaftspolitik versucht daher Rahmenbedingungen herzustellen und gesetzlich zu verankern, die in erster Linie der Profitmaximierung dienen. Das ist der Kern der wirtschaftlichen Globalisierung. Den globalen Wettbewerb gewinnt das Unternehmen mit dem höchsten Gewinn. Ein „Standort” gilt als umso wirtschaftsfreundlicher, je niedriger etwa Produktions- und Lohnkosten sind, je lascher Sozial- und Umweltgesetzgebung gehandhabt werden und je weniger Steuern Unternehmer und Kapitalbesitzer zahlen müssen. Damit zeigt sich nun der irreführende Charakter der vordergründig so unwiderlegbar scheinenden Behauptung „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut” am Beispiel Arbeitslohn:

Je niedriger die Löhne sind, desto höher ist der Profit. Dann geht’s der Wirtschaft gut. Denken wir die Sache logisch zu Ende, kommen wir zu dem paradoxen Schluss: Sind unsere Löhne niedrig, geht’s uns allen gut. Fast möchte man den Chef bitten, endlich 300 Euro weniger zu zahlen, damit es uns gleich noch besser geht.

Beispiel Umwelt: Je weniger das „Bedürfnis” der Wirtschaft nach Profit durch Umweltschutzgesetze eingeschränkt wird, desto attraktiver wird der Standort für schmutzige Industrien. Das schafft immerhin Arbeitsplätze, Sie verstehen!? Also weg mit den Gesetzen, her mit den Giftschleudern, und auch, wenn man selbst keine rechte Freude damit hat: Was soll, was kann man denn machen gegen den Sachzwang? Man muß sich eben anpassen, und zwar nach unten, immer nach unten, sonst gefährdet man doch nur in unverantwortlicher Weise die Wettbewerbsfähigkeit. Kurz: Man muss die Umwelt opfern, um den Standort zu „sichern”, damit es uns allen gut geht.

Beispiel Steuern: Steuern sind eine ernste Gefahr für die Profitmaximierung. Der Staat könnte mit dem Steuergeld allerlei Unfug anrichten, etwa Bildung, Krankenhäuser, Pensionen, Kunst und Kultur, den öffentlichen Verkehr und vieles mehr finanzieren. Darum gehören a) die Unternehmens- und Vermögenssteuern gesenkt und b) die vorgenannten staatlichen Leistungen allesamt privatisiert, damit die Gewinne endlich dorthin fließen, wo sie rechtmäßig hingehören – z. B. in Konzernkassen, z. B. in Steueroasen, z. B. in die Taschen der Multimillionäre, aus denen sonst keine Multimilliardäre werden könnten.

Also – Löhne runter, flächendeckender Verzicht auf Umweltschutz, Steuern senken, Sozialleistungen kürzen und weiter privatisieren, was das Zeug hält, damit es uns allen gut geht.

Auf welchen Werten müsste eine Wirtschaft aufbauen, damit es wirklich allen wirklich gut geht?

© Moreau 2009. Eine Langfassung unter dem Titel „Es geht uns gut. Eine Anleitung zur geistigen Selbstverteidigung” ist zuerst erschienen in brennstoff Nr. 11, Wien, Jänner 2008.