Moreau
Die Aussichten auf Verwirklichung einer Ennstal-Autobahn sind denkbar schlecht, weil die Bevölkerung die Zeichen der Zeit – z.B. den Klimawandel, der zu einem guten Teil aus dem Auspuff kommt, und dessen Folgen – erkannt hat und weil niemand, der einigermaßen bei Trost ist, mehr Transitverkehr im Tal haben will. Bei ihrem Versuch, in dieser aussichtslosen Situation doch noch einen Meinungsumschwung herbei zu führen, greifen die Wortführer des neu gegründeten Vereines für eine Autobahn – darunter eine Werbeagentur, ein rasender Reporter, ein Porsche fahrender Zeitungsherausgeber und last but not least die Wirtschaftskammer – zu einem alten Trick, der im vorigen Jahrhundert bei Widerständen gegen Straßenprojekte gern verwendet wurde. Der Trick funktioniert so:
Soweit die Strategie, die ich für unseriös halte. Nicht nur aus Rücksichtnahme auf die Verstorbenen und deren Angehörige ist das Thema leider zu ernst, um auf eine so plumpe Weise missbraucht zu werden. Das Auto ist eine gefährliche Maschine: Seit 1900 sind durch das Auto über 37 Millionen Menschen getötet und über 1,2 Milliarden verletzt worden. Weltweit sterben heute pro Jahr 1 Million Menschen durch Autounfälle. Die Hauptunfallursache ist erhöhte Geschwindigkeit, vor allem bei Unfällen mit tödlichem Ausgang. Trotzdem will der Ennstaler Pro-Autobahn-Verein einen Ausbau, der noch höhere Geschwindigkeiten ermöglicht …
Eine Verbesserung der Verkehrssicherheit ließe sich sofort erreichen, z.B. durch Geschwindigkeitsbeschränkungen (man erinnere sich, wie wirksam die Einführung des Siebzigers zwischen Liezen und Trautenfels war) oder durch die Einführung einer 7,5 Tonnenbeschränkung für Lkw, welche den Verkehrsfluss schlagartig verbessern und riskante Überholmanöver vermeiden helfen würde. Und vielleicht wird sich Autobahnfreund, Bundesrat und Wirtschaftskammer-Obmann Franz „Bierfriedl” Perhab eines Tages doch auch einmal für eine 0,0-Promille-Kampagne erwärmen können …
Zuerst erschienen in: aktivPLUS, Oktober 2008