Wissenschaftler an der Karl-Franzens-Universität in Graz haben ein österreichweit neuartiges Modell zur Reduzierung des Verkehrs erarbeitet. Es setzt nicht beim Verkehr selbst, sondern bereits bei der Raumplanung an.
Der Individualverkehr in der Steiermark nimmt ständig zu, und dadurch steigen auch Treibhausgase und Feinstaub. Der Verkehr lasse sich aber nur mit nachhaltiger Raumplanung wirkungsvoll reduzieren – so der Kern des Modells, das am Wegener Zentrum für Klima und globalen Wandel entwickelt wurde.
Dafür untersuchten die Wissenschaftler den Verkehr zwischen Graz und allen Gemeinden, die binnen einer Stunde Fahrzeit erreicht werden können.
Das Problem ist, dass Wohnorte und Arbeitsplätze oft weit voneinander entfernt sind, auch weil bei der Suche des Wohnorts nur wenig Augenmerk auf die Verkehrskosten gelegt wird; dadurch kommt es zu einer starken Zersiedelung, sagt Studienleiter Karl Steininger.
„Die einzelne Familie überlegt sich in ihrer Wohnentscheidung sehr stark unmittelbar anfallende Ausgaben, Grundstückspreis, Aufschließungskosten, denkt aber kaum an die daraus entstehenden Folgekosten über die nächsten 20, 30 Jahre, einen zweiten Pkw haben zu müssen, wenn ich ins Grüne ziehe, zum Beispiel”, so Steininger.
Die Politik müsste über die Raumplanung kompakte Siedlungsstrukturen mit wirtschaftlichen und öffentlichen Einrichtungen fördern, sagt Steininger; damit würden sich für die Bewohner viele Wege verkürzen oder überhaupt wegfallen. Daneben müsste auch der öffentliche Verkehr massiv ausgebaut werden.
Die Grazer Forscher präsentierten ihr Modell Verkehrsexperten aus ganz Österreich – es soll nun auch in anderen Regionen bei der Raumplanung angewandt werden.
Wegener Zentrum für Klima und globalen Wandel: www.wegcenter.at
Quelle: ORF online, 14. Jänner 2011