22. März 2009, Kleine Zeitung
Eine neue Bürgerinitiative mit der Tourismuslobby im Hintergrund fordert eine Tonnagenbeschränkung für die Salzkammergut-Bundesstraße B 145.
Den Schwerverkehr haben offenbar immer mehr Menschen satt. Im Ennstal gibt es schon seit längerer Zeit den Wunsch, auf der B 320 eine Tonnagenbeschränkung einzuführen. Nun fordert dasselbe auch eine Initiative für die Salzkammergut-Bundesstraße B 145. Die handelnden Personen kommen aus dem oberösterreichischen Teil des Salzkammergutes, Sprecher ist Silvester Leitner aus St. Gilgen. „Bereits im vergangenen Herbst haben wir die Bürgermeister von 26 Salzkammergut-Gemeinden, von Thalgau bis Tauplitz, besucht. Dabei haben ausnahmslos alle Bürgermeister bestätigt, dass in ihren Gemeinden ebenfalls das Problem des Schwerverkehrs herrscht.” Diese Woche gab es nun in Bad Ischl eine große Auftaktveranstaltung der Bürgerinitiative, die sich „BÜRGER initiative schwerverkehr salzkammergut” nennt.
Problem verlagert sich. Immer unerträglicher sei der Schwerverkehr seit es (aB 2004) die Lkw-Autobahnmaut gebe. „Eigentlich ist das Salzkammergut von drei Autobahnen umgeben, der A1, A9 und A10. Dort wurde viel Geld investiert und auch Lärmschutzbauten errichtet, jetzt verlagern Frächter das Problem in neue Gebiete, indem sie auf Bundesstraßen ausweichen.”
Geld sparen. Immerhin erspart man sich dadurch eine ganze Menge Geld. Wenn ein Sattelschlepper Oberösterreich auf der Autobahnstrecke zwischen Thalgau und Liezen durchquert, entstehen dem Frächter Kosten von 215 Euro. Die kürzere, mautfreie Strecke durchs Salzkammergut schlägt sich nur mit 142 Euro zu Buche. Bei Hin- und Rückfahrt erspart er sich so 150 Euro.
Tonnagenbeschränkung. „Unser Ziel ist, dass wir eine Tonnagenbeschränkung für das Salzkammergut erreichen, ausgenommen selbstverständlich Quell- und Zielverkehr”, so Leitner, der viele hochkarätige Vertreter der Tourismusbranche aus dem gesamten Salzkammergut hinter sich weiß.
Anmerkung der ZUKUNFT ENNSTAL-Redaktion: Im Rahmen der Intermodalen Verkehrsplanung wurden vom Verkehrsplaner Dr. Hermann Knoflacher von der TU Wien verschiedene Szenarien berechnet, wie nach einem Straßenausbau im Ennstal (z. B. vierspurig von Liezen bis Trautenfels) der Verkehr durch das Salzkammergut zunehmen würde. Diese wissenschaftliche Untersuchung wurde von den verantwortlichen Politikern und Wirtschaftskämmerern im Ennstal bewusst nicht zur Kenntnis genommen. Sie stehen offenbar nicht auf der Seite der verkehrsgeplagten Ennstaler Bevölkerung, sondern auf der Seite der Mautflüchtlinge; sie stehen nicht auf Seite der einheimischen Wirtschaft und des Ennstaler Qualitätstourismus, sondern auf Seite internationaler Konzerne und Frächter.