11. April 2008, Der Ennstaler u.a., Leserbrief
Leserbrief von Ing. Manfred Stocker, Haus im Ennstal
Nehmen wir an, bis 2050 würde eine Zahl von 1 Milliarde Aidskranken prophezeit. Es gibt 2 Möglichkeiten: Wir beginnen bereits heute mit dem Bau von Spitälern, um in 40 Jahren diese Bedauernswerten ärztlich versorgen zu können, oder wir setzten alles daran, die Krankheit in den Griff zu bekommen.
Nehmen wir an ein afrikanischer Staat kämpft mit wiederkehrenden Heuschreckenplagen. Wieder gibt es zwei Möglichkeiten: Der Staat stellt zusätzlich Anbauflächen zur Verfügung, in der Hoffnung, nach dem nächsten Heuschreckendurchzug etwas mehr Restgetreide zu finden, um dem Volk gerade mal das Überleben zu sichern. Oder man sucht Strategien, die Plage erst gar nicht entstehen zu lassen.
Würde man fragen, gehe ich davon aus, dass eine große Mehrheit aller Menschen die jeweils zweite Variante bevorzugen würde. Die Ansätze entsprechen einfach besser einem gesunden Menschenverstand.
Nehmen wir nun an, der Verkehr durchs Ennstal nimmt bis 2020 um die prognostizierten 38 Prozent zu. Auch hier gibt es zwei Möglichkeiten: Wir bauen die entsprechend großzügigen Straßen, um „dem Verkehr gerecht zu werden” (= zusätzliche Anbaufläche für Heuschrecken!).
Oder wir beginnen ernsthaft zu überlegen, wie dieses gesamte System des ausufernden Waren- und Personentransportes zu optimieren ist – natürlich mit Konsequenzen – aber erträglicher.
Die erste Variante wird massiv von jenen vertreten, die vorgeben, das Ennstal „aus der Verkehrshölle befreien” zu wollen. Die zweite Variante verlangt mehr Hirnschmalz und auch „undenkbare” Ansätze, ist aber jene, die mittel- und langfristig auch unser aller Überleben sichert. Unsere Volksvertreter gehören leider überwiegend zu den Vertretern der Variante 1. Ich weiß nicht, wen sie wirklich vertreten, sicher aber nicht „die Menschen” und mehrheitlich ganz sicher auch nicht uns Ennstaler.