Christian Felber
Eine Alternative zu Kommunismus und Kapitalismus Wien 2008, Deuticke, 336 Seiten, ISBN 978-3-552-06072-2 |
Wenn Sie entscheiden dürften, würden Sie lieber großzügiges und solidarisches Verhalten gesetzlich belohnen oder geiziges, gieriges und egoistisches? So überraschend das klingen mag: Die Gesetze des „freien” Marktes belohnen Egoismus und bestrafen Großzügigkeit und Solidarität. Es gilt als „rational” und „effizient”, den eigenen Vorteil auf Kosten schwächerer MarktteilnehmerInnen durchzusetzen, seien dies Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, eine Wohnung benötigen, einen Kredit oder Nahrungsmittel; oder Kleinunternehmen, die Großkonzernen zuliefern. Sobald ein „Tauschpartner” auf dem Markt mächtiger ist als ein anderer, kann er seinen Vorteil auf Kosten des anderen durchsetzen.
Der freie Markt ist ein „Zwangstauschsystem”, das chronisch Ungleichheit produziert. Im globalen Wettbewerb gewinnt das Unternehmen mit dem höchsten Gewinn, ganz gleich, ob es sich rücksichtsvoll oder skrupellos verhält. In der Regel gewinnt das skrupellosere Unternehmen. Als höchste Management-Leistung gilt die Erzielung des höchsten Gewinns, dafür gibt es auf dem freien Markt heute bis zu 3,7 Milliarden US-Dollar Jahresbelohnung. Diese Anreizmechanismen sind pervers und für die zahllosen „Kollateralschäden” des Kapitalismus – von Ungleichheit und Armut bis Sinnentleerung und Umweltzerstörung – verantwortlich.
Eine radikale Alternative zur kapitalistischen Marktwirtschaft könnte privaten Unternehmen ein anderes Ziel vorgeben: Gemeinwohlorientierung statt Gewinn. Das hätte zur Folge, dass der Wachstumszwang in der Wirtschaft entfällt, weil die Unternehmen nicht mehr einen höheren Gewinn als die anderen erzielen und deshalb einander fressen müssen. Die Vernichtungskonkurrenz würde erlöschen. Auch die Schaffung künstlicher Bedürfnisse entfiele, weil die Vermehrung von Kapital um seiner selbst willen nicht mehr Ziel des Wirtschaftens wäre. Kapital würde vom Zweck zum Mittel. Je verantwortlicher, solidarischer, demokratischer und kooperativer Unternehmen sich verhalten, desto stärker werden sie vom Gesetzgeber dafür belohnt. So wie heute Egoismus, Gier und Geiz rechtlich belohnt werden.
Christian Felber hat mit seinen „Neuen Werten für die Wirtschaft” so etwas wie ein Standardwerk der globalisierungskritischen Bewegung geschaffen. Unbedingt lesen.