DVD von Herdolor Lorenz und Leslie Franke
Unternehmen Zukunft oder Crash-Fahrt auf den Prellbock? Dokumentarfilm, D 2006, 110 Min Erhältlich im Verlag Zweitausendeins. Trailer anschauen |
„Der Kunde möchte eine günstige Fahrkarte und eine pünktliche, bequeme Fahrt“, meint Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bahn AG. Der Film „Bahn unterm Hammer“ zeigt: Dieser Wunsch wird nicht erfüllt werden.
Eine tolle Sache, diese Bahn: Ein Wunder der Organisation und Logistik, pünktlich wie ein Uhrwerk, umweltfreundliche, beständig erneuerte Spitzentechnologie auf einer von Steuergeldern errichteten Infrastruktur, die kundenfreundlich auch den letzten Winkel des Landes erreicht. Die preiswerteste Bahn Europas, sauber, bequem. Die Bahn ist das beste Verkehrsmittel für alle und von allen geliebt. In der Schweiz.
In Deutschland dagegen fährt die Bahn andere Ziele an. In Hamburg will sie den Hafenbetreiber kaufen, zwischen Ingolstadt und Nürnberg mag sie Fahrgäste nicht mehr komfortabel transportieren: Hier wie an anderen Bahnhöfen zwingt sie die Pendler ins Auto. Die Bahn legt jedes Jahr neu regionale Strecken still, gibt 30 bis 50 Bahnhöfe auf und konzentriert sich auf die hochprofitablen Rennstrecken, auf der ein ICE für kurze Zeit Rekordgeschwindigkeiten erreicht. Nicht selten vertrödelt er danach die Zeit beim Warten auf freie Gleise vorm Bahnhof oder auf den zahlreichen Langsamfahrstellen (Bahnjargon LAs), die die Schienensprinter ausbremsen …
Die DVD-Dokumentation „Bahn unterm Hammer“ zeigt, dass die Deutsche Bahn AG kein Interesse daran hat, ein gutes öffentliches Verkehrsmittel zu sein. Sie will als „weltweit führender Mobilitäts- und Logistikdienstleister und Manager hochkomplexer Verkehrsnetzwerke“ (Selbstdarstellung) der Börse und nicht Fahrgästen gefallen. Dazu sind ihr fast alle Mittel recht: Streckenstilllegungen, Servicevermeidung, Rückzug aus dem Güterverkehr, Verschleuderung des Vermögens.
Das durch Steuermittel finanzierte Anlagevermögen der Bahn (Subventionen des Bundes in den vergangenen 10 Jahren: 100 Milliarden Euro) taxieren Finanzexperten auf 130 Milliarden Euro. Die Bahn will jetzt ein Viertel davon für 3 Milliarden Euro an die Börse bringen, den Rest in den kommenden 15 Jahren. Profit für den Bund: keiner. Aber er darf später die Aktien zum Tageskurs zurückkaufen.
Der Film „Bahn unterm Hammer“ hat liberale Wirtschaftsprofis ebenso wie globalisierungskritische Gewerkschafter befragt: Was passiert mit der von Steuergeldern geschaffenen Bahn, wenn sie unter Investoren aufgeteilt wird? Welche Chancen bietet die Privatisierung? Wem nützt der Verkauf der Bahn? Den Kunden, dem verschuldeten deutschen Staat, der Bahn? Oder nur den Investoren, die die Bahn wie in Großbritannien filetieren, ausnehmen und dann verkommen lassen (was dort zu einer Serie verheerender Bahnunglücke führte)?
Aber er zeigt auch Alternativen: Wo die Bahn nicht an multinationale Konzerne verschleudert, sondern an Kommunen verpachtet wird, die im Interesse ihrer Bürger handeln, funktioniert sie plötzlich wieder. Wie in der Schweiz …
„Bahn unterm Hammer“. D 2006. Eine Dokumentation von Herdolor Lorenz und Leslie Franke. Sprache: Deutsch. DVD. 110 Minuten. Erhältlich im Verlag Zweitausendeins. Hier können Sie den Trailer anschauen.