Peak-Oil macht ihre Gewinnung jetzt zwar „wirtschaftlich” – alle Emissionsgrenzen und Klimaziele würden bei ihrem Einsatz aber verfehlt
Ist Biosprit wenigstens ansatzweise klimafreundlich? Bis März 2012 soll in der EU geklärt sein, wie die Auswirkungen der indirekten Landnutzung auf die gesamte Treibhausgasbilanz von Biotreibstoffen berechnet werden. Indirekte Landnutzungsänderung tritt offiziell dann ein, wenn Energiepflanzen zwar auf EU-zertifizierten Flächen angebaut werden, der vormalige Anbau von Nahrungsmittelpflanzen auf diesen Flächen dadurch aber auf neue Flächen verdrängt wird.
Da diese Zusammenhänge in der Praxis schier nicht zu berechnen sind, weil hierzu alle Nutzungsänderungen weltweit ständig erfasst werden müssten, steht nun von Kommissionsseite der Vorschlag eines pauschalen Malus für Biokraftstoffe im Raum. Der sogenannte ILUC-Faktor (Indirect land use change) soll quasi einen Mittelwert der zusätzlichen Emissionen berücksichtigen, ohne dass im Einzelfall jedesmal um die Klimaschädlichkeit regional unterschiedlicher Biotreibstoffe geschachert werden muss.
Die Biokraftstoffbranche schlägt Alarm, denn nach Berücksichtigung des ILUC würden Biokraftstoffe die Mindestanforderung – zumindest 35 Prozent weniger Treibhausgasemissionen zu verursachen als fossile Brennstoffe – verfehlen. Dabei wird hierbei die eigentliche Verbrennung noch gar nicht angesetzt, weil Biosprit als erneuerbar und damit per Definition in der Nutzung als emissionsfrei gesetzt wird. Der Vorsitzende der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen, Klaus Kliem: „Es wäre das Ende vom Biodiesel in der EU.”
Auch für Treibstoff aus Teersand könnte bald das Ende kommen. Der Umweltausschuss des deutschen Bundestages will dazu einen fraktionsübergreifenden Beschluss als Empfehlung an die Bundesregierung abgeben. Die EU-Kommission plant schon seit zwei Jahren die Einfuhr von aus Teersand gewonnenen Treibstoffen zu unterbinden.
Bislang verweigerte die deutsche Bundesregierung eine klare Positionierung. Dabei ist die Klimabilanz der Teersandöle offensichtlich miserabel. Bei ihrer aufwendigen Förderung wird direkt 4 – 5 x soviel CO2 freigesetzt wie bei konventioneller Ölförderung. Weiteres Folgeproblem ist die großflächige Abholzung der kanadischen Urwälder, um an den Teer zu kommen. Insgesamt sollen diese doppelt soviel CO2 binden wie der brasilianische Urwald. Die von von Abholzung bedrohte Fläche ist so groß wie England.
Die aufwendige Ausbeutung der Teersande lohnt sich leider wirtschaftlich, seit nach Peak-Oil die Preise in die Höhe schießen. Seit Anfang 2009 hat sich der Preis der Sorte Brent auf 110 Dollar verdreifacht. Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass die weltweite Ölförderung von Rohöl im Jahr 2006 ihren Höhepunkt überschritten hat. Die Studienautoren James Murray und David King: „Oil's tipping point has passed”. Peak-Oil liegt schon hinter uns.
Quelle: Matthias Brake für Telepolis, 11. Februar 2012