Zukunft Ennstal – ARGE Intermodale Verkehrsplanung

Verein NETT • Nein Ennstal Transit Trasse
Anerkannte Umweltorganisation gem. § 19 Abs. 7 UVP-G 2000

Wir planen ganzheitlich

Besuche uns auf Facebook

Besuchen Sie uns auf Facebook:

Falls Sie diesen Button anklicken, werden aber auch persönliche Daten an Facebook übertragen. Sind Sie damit einverstanden?

Zur Navigation springen.

Von Energie träumen

Manfred Prisching über falsche Entwarnung und verschobene Probleme

Gaspreise, Heizkosten, Pendlerhilfe … Manche glauben, die Welt kommt wieder in Ordnung, wenn sich der Weltmarktpreis für das Barrel Rohöl von 120 Dollar auf die Hälfte senkt. Über genau so wenig Einsicht verfügen jene, die gierige Spekulanten für die Preissteigerungen verantwortlich machen. Gar keinen Bezug zur Wirklichkeit haben Leute, die glauben, Politiker könnten irgendetwas zur Einbremsung des Benzinpreises beitragen. Die Epoche der Träumer sollte vorbei sein.

Selbst die IEA, die International Energy Agency, stellt fest, dass wir am Gipfel der Ölförderung angelangt sind. Der Saft geht aus. Wenn der Ölpreis nicht stiege, dann wären die einfachsten Erkenntnisse über Angebot und Nachfrage falsch. Eine starke Nachfragesteigerung aus den Industrieländern und den Boom-Ländern sowie ein langfristig sinkendes Angebot zu höheren Förderkosten – das bedeutet Preissteigerungen. Verdreifachung der Energiekosten, früher oder später. Ein Liter Benzin um vier Euro. Die Epoche des billigen Öls ist vorbei. Das heißt: eine neue Welt für globale Transporte, Vernetzungen, Pendler; und eine neue Welt von Energieeffizienz und nachhaltigen Energien.

Natürlich wird es auch in den nächsten Jahren Preisauf- und Abschwünge bei Öl, Benzin und Gas geben. Die Wirtschaftskrise etwa entspannt die Lage, aber wenn es (wirtschaftlich) besser wird, wird es (energiepolitisch) wieder schlechter. Die Träumer geben wegen der Wirtschaftsabschwächung Entwarnung und verschieben wieder einmal das Problem.

Doch am Preistrend wird sich nichts ändern. Was wir seit mehr als dreißig Jahren wissen, tritt ein: die Endphase des Ölzeitalters. Alternativen, die so vielseitig verwendbar wären wie das Öl, gibt es nicht; aber bei dreifachem Energiepreis wird vieles rentabel.

Die Träumer waren jene, die geglaubt haben, auf einer endlichen Welt keine Grenzen vorzufinden; Autobauer, die Benzinfresser für alle Zukunft geplant haben; Techno-Fetischisten, die verkündet haben, den Technikern werde rechtzeitig etwas einfallen, um jede Krise zu vermeiden.

Heute klingen selbst manche Wirtschaftsakteure, die über Alternativenergie und öffentlichen Verkehr reden, wie jene, denen sie bislang empfohlen haben, ihren marktfeindlichen Illusionismus aufzugeben. Aber es bleibt bei Impulsen, die sich nicht zur Exit-Strategie verdichten. Und jeder Impuls (Biosprit) wird wieder dementiert.

Unter die Träumer mengen sich Realisten. Etwa die Vertreter der Atomindustrie, die wussten, dass mit steigender Energieverknappung ihre Stunde wieder schlagen würde1). Oder die Vertreter von Ländern im Nahen Osten und in Asien, die sich bewusst sind, dass sie an einem machtpolitischen Hebel sitzen. Sie werden sich an den Reichtümern der westlichen Welt ausgiebig beteiligen.

Manfred Prisching ist Professor für Soziologie an der Universität Graz. Zuletzt ist von Manfred Prisching im Herbst 2008 im VS Verlag für Sozialwissenschaften der Band „Bildungsideologien. Ein zeitdiagnostischer Essay an der Schwelle zur Wissensgesellschaft” erschienen.

1) Anmerkung der Redaktion: Abgesehen von ihrer Gefährlichkeit ist allerdings auch die Atomenergie eine nicht erneuerbare Energieform. Ebenso wie es ein Peak Oil gibt, gibt es auch ein Peak Uran: Bleiben nur die derzeit bestehenden etwa 440 Atomkraftwerke am Netz und werden keine weiteren gebaut, reicht das Uran nur mehr bis etwa 2060. Jedes neue Atomkraftwerk, das ans Netz geht, verkürzt diesen Zeithorizont weiter.